Es herrscht Aufbruchstimmung in der nordrhein-westfälischen Forschungslandschaft. Zwar liegt bis zum Jahr 2050 und bis zur Klimaneutralität noch ein weiter Weg vor uns. Doch die Energieforschung in Nordrhein-Westfalen zeigte sich beim Energieforschungskongress angesichts des erforderlichen Transformationsprozesses hochmotiviert.
„Es ist wichtig, dass sich die Energieforschung eng mit der Praxis vernetzt. Genau das wollen wir mit dem Energieforschungskongress auch erreichen!“, sagte Wirtschafts- und Energieminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart zum Auftakt der zweitägigen digital-hybriden Veranstaltung. Zusammen mit Staatssekretär Andreas Feicht aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gab er Einblicke in die Strategien der Landes- und Bundespolitik, wie der Wandel des Energiesystems gelingen kann. Darauf aufbauend ging es in den Austausch und die Diskussion: Begleitet von Impulsvorträgen und Schlaglichtern von Prof. Dr. Berhard Hoffschmidt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Dr. Christoph Sievering von Covestro und Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie zeigte sich in zwei Podiumsdiskussionen, dass Nordrhein-Westfalen auf einem guten Weg ist. Die Herausforderungen sind unverkennbar groß. In der engen Zusammenarbeit mit der Industrie und der Praxis sieht die Energieforschung allerdings gute Chancen, vielversprechende Lösungsansätze zügig ausrollen und in die breite Anwendung bringen zu können.
Als weiteres Highlight warf die Jahrestagung des Cluster EnergieForschung.NRW einen Rundumblick auf aktuelle Fortschritte in der Forschung zum Energiesystemwandel. Die Liste der vortragenden Experten war lang: Dr. Frank-Michael Baumann vom Cluster EnergieForschung.NRW, Michael Theben vom Landesministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie, Dr. Peter Viebahn vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, Prof. Dr. Christian Rehtanz von der TU Dortmund, Prof. Dr. Manuel Frondel, vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Dr. Andrey Mashkin von Siemens Energy, Prof. Dr. Stefan Kempen von der FH Dortmund und Prof. Dr. Bernhard Hoffschmidt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Sie gaben Einblicke in aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Batteriespeicher, Wärmekraftspeicherkraftwerke oder der Digitalisierung des Energiesystems. Querschnittsthemen wie die Bewertung von Technologiepotentialen, die Kostenverteilung der Energiewende oder der systemischen Innovationsforschung fügten sich zu einem umfassenden Gesamtbild des Status Quo zusammen. Die abschließende Podiumsdiskussion leitete Prof. Dr. Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule, mit seinem Impulsvortrag „Wie kriegen wir die PS auf die Straße?“ ein. Damit regte er eine lebendige Diskussion zwischen Alexandra Landsberg vom Landesministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie, Prof. Dr. Matthias Wessling von der RWTH Aachen, Prof. Dr. Christian Rehtanz von der TU Dortmund und Dr. Stefanie Kesting von Uniper an. Gemeinsam diskutierten sie die Möglichkeiten und Wege, um die Forschungsergebnisse rascher in die Anwendung zu bringen.
In zwei Fachforen bestand am zweiten Kongresstag zudem die Möglichkeit, sich intensiv und vertiefend mit den Themen Batterieforschung und Wasserstoffforschung auseinanderzusetzen: „Innovation ist, wenn der Markt ‚hurra‘ schreit“, postulierte Prof. Dr. Fritz Klocke, der geschäftsführende Leiter der Forschungsfertigung Batteriezelle, und stieß damit auf große Resonanz. Im anderen Fachforum zum Thema Wasserstoff von SCI4climate.NRW zogen Dr. Karin Arnold, Dr. Anna Leipprand und Christine Krüger vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie zusammen mit Theresa Overbeck vom VDEh-Betriebsforschungsinstitut einen Bogen rund um die Wasserstoffforschung. Die vier Wissenschaftlerinnen beleuchteten die künftige Rolle des Wasserstoffs in der Industrie und welche politischen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Wasserstoffwirtschaft erforderlich sind. „Um den industriellen Transformationsprozess zu meistern, braucht es vor allem in drei Bereichen signifikante Fortschritte: Wir müssen die direkte und indirekte Nutzung von erneuerbarem Strom erhöhen, die Kreislaufwirtschaft und Effizienz im Blick behalten und den Kohlenstoffkreislauf schließen“, argumentierte Dr. Karin Arnold vom Wuppertal Institut Klima, Umwelt, Energie. In regem Austausch mit den Kongressteilnehmern wurde diskutiert, welche Schritte als nächstes erforderlich sind und wie notwendige Investitionen in Wasserstofftechnologien finanziert werden können.
Zudem bot der Energieforschungskongress eine Vielzahl digitaler Interaktionsformate und Diskussionsmöglichkeiten. Eine interaktive Posterausstellung stellte erfolgreiche Leuchtturmprojekte und Praxisbeispiele aus Nordrhein-Westfalen vor – und ließ die Projektverantwortlichen in Podcast-Interviews selbst zu Wort kommen. Auf dem Market Place stand vor allem die Forschungsförderung im Fokus. Neben der Vorstellung der bestehenden Fördermöglichkeiten auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene standen Experten verschiedener Beratungs- und Anlaufstellen auf einer digitalen Beratungsinsel für Rückfragen zur Verfügung. Zum Kongressabschluss wurde die Energieforschung noch einmal in einem ganz besonderen Format beleuchtet. Im Science Slam zeigten fünf junge Wissenschaftspoeten, dass Kreativität und wissenschaftliche Präsentation sehr gut zusammenpassen. Alle Besucher des Science Slam konnten für ihren Slam-Favoriten abstimmen und so wurde Alina Gawel von Fraunhofer UMSICHT mit ihrem Beitrag zur Kohlenstoffwirtschaft zur Gewinnerin gekürt.
Eindrücke und Highlights vom Energieforschungskongress „Alles ist Energie“ gibt es demnächst hier als Video. Des Weiteren werden auf der Kongress-Webseite in Kürze die Aufzeichnungen und Streams zur Verfügung stehen – falls Sie einen Vortrag verpasst haben oder noch einmal nachhören möchten.