Logistik und Transport sind eine zentrale Branche für Nordrhein-Westfalen: 24.000 Logistikunternehmen mit 364.000 Beschäftigten sind hierzulande angesiedelt und rund ein Viertel aller deutschen Logistikzentren liegt in Nordrhein-Westfalen.
Der Güterverkehr auf der Straße ist heute jedoch noch nahezu vollständig mit Dieselantrieb unterwegs – deswegen sind auch seine Treibhausgasemissionen immens. Sie machen in Nordrhein-Westfalen rund 21 Prozent der Emissionen des Verkehrssektors aus. Gleichzeitig werden diese Emissionen jedoch nur von relativ wenigen Fahrzeugen verursacht: Lediglich 1,3 Prozent des gesamten nordrhein-westfälischen Fahrzeugbestands sind Fahrzeuge des schweren Straßengüterverkehrs. Werden diese vergleichsweise wenigen Fahrzeuge ausgetauscht und durch Fahrzeuge mit emissionsfreien Antrieben ersetzt, birgt das ein enormes Potenzial für den Klimaschutz. Es gilt daher, auch im schweren Straßengüterverkehr entschlossen und schnell zu handeln, auf alternative Antriebe umzustellen und die dafür benötigte Infrastruktur aufzubauen.
Ziele für den Klimaschutz
Die nordrhein-westfälische Landesregierung setzt für einen klimafreundlichen Gütertransport vor allem auf elektrische Antriebskonzepte. Insbesondere Brennstoffzellenfahrzeuge und batterieelektrische Fahrzeuge bewertet das Land als zukunftsweisend.
Ziel ist es, dass bis zum Jahr 2030 mindestens 80.000 schwere Straßengüterfahrzeuge emissionsfrei fahren, davon mindestens 11.000 Brennstoffzellenfahrzeuge und mindestens 69.000 batterieelektrische Fahrzeuge. Auch die Infrastruktur soll deutlich ausgebaut werden: Bis zum Jahr 2030 sollen landesweit 200 Wasserstofftankstellen entstehen, es soll betriebliche Wasserstofftankstellen und Ladeinfrastrukturen geben sowie mindestens 80 öffentlich zugängliche Ladestationen für Straßengüterfahrzeuge. Ab dem Jahr 2045 gilt dann für die gesamte Fahrzeugflotte Klimaneutralität.
Nutzungseignung und Wirtschaftlichkeit
Nicht nur den Klimaschutzkriterien müssen die alternativ angetriebenen Straßengüterfahrzeuge genügen, sondern natürlich auch den Ansprüchen der Logistik- und Transportunternehmen. So müssen die Fahrzeuge für unterschiedliche Nutzungsszenarien wie Nah-, Regional- und Fernverkehr geeignet sein und sie müssen wirtschaftlich betrieben werden können. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind insbesondere die Total Cost of Ownership relevant. Sie umfassen die Anschaffungs- und Betriebskosten (insbesondere Energie- und Infrastrukturkosten einschließlich Steuern, Abgaben, Umlagen, Wartungskosten und Mautgebühren) abzüglich der Restwerte. Damit sind die Total Cost of Ownership ein Maß für die Wirtschaftlichkeit eines Fahrzeugs und folglich auch für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.
Handlungsfelder, Aktivitäten und Angebote
Die nordrhein-westfälische Landesregierung identifiziert in ihrem Handlungskonzept fünf Handlungsfelder – und hinterlegt diese Handlungsfelder mit Aktivitäten und Initiativen, um die Branche bei der Transformation hin zu einem klimafreundlichen schweren Straßengüterverkehr zu unterstützen:
- Informationsangebote in Form von Workshops und Publikationen, die einen Überblick über die verfügbaren emissionsfreien Antriebstechnologien geben sowie ihre jeweilige Eignung beleuchten
- Unterstützung von Pilotprojekten zu Brennstoffzellenfahrzeugen und batterieelektrischen Straßengüterfahrzeugen sowie Errichtung von Infrastruktur, um Erfahrungen zu sammeln und die Umsetzung zu beschleunigen
- Identifikation der Bedarfe und Anforderungen an ein flächendeckendes Tankstellen- und Ladenetz durch Initiativen wie HyTrucks.NRW
- Unterstützung von Beschaffungsinitiativen, um Skaleneffekte bei der Fahrzeugbeschaffung zu erzielen
- Ausbau der erneuerbaren Energien, des Stromnetzes und der Wasserstoffelektrolyse für eine versorgungssichere Antriebswende
Das kann die Energieforschung leisten
Die Energieforschung spielt für den Transformationserfolg im schweren Straßengüterverkehr eine zentrale Rolle – denn sie erzielt wichtige neue Erkenntnisse für die Praxis.
In Pilotprojekten zu Brennstoffzellenfahrzeugen und batterieelektrischen Straßengüterfahrzeugen werden offene Fragen beantwortet, die sich auf Nutzungseignung und Energieversorgung beziehen.
Am Standort TrHy des Innovations- und Technologiezentrums Wasserstoff in Duisburg werden zukünftig Wasserstoffanwendung für den Schwerlastbereich erforscht, die die Standardisierung brennstoffzellenbasierter Antriebssysteme unterstützen.
Unter dem Stichwort HoLa wird das Hochleistungsladen von batterieelektrischen Straßengüterfahrzeugen im Fernverkehr untersucht. Um vergleichende Erkenntnisse zur Brennstoffzellentechnologie zu gewinnen, könnte perspektivisch auch ein paralleler Testbetrieb mit Brennstoffzellenfahrzeugen aufgebaut werden.
Großes Potenzial für technologische Weiterentwicklungen sind auch Zulieferer und innovative Start-ups. Sie können sich zum Beispiel im Wasserstoff-Hub H2UB für Start-ups, Unternehmen und Forschung vernetzen.