Im April 2019 wurde die ressortübergreifende Strategie für das digitale Nordrhein-Westfalen im Landtag vorgestellt. Sie führt konkrete Ziele auf, die in einem breit angelegten Beteiligungsprozess gemeinsam mit Experten, Verbänden sowie Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet wurden.
Der digitale Wandel ist allerdings von einer hohen Dynamik geprägt. Daher wurde parallel zur Umsetzung bereits eine zeitnahe Fortschreibung der Strategie mitgedacht, um auf veränderte Rahmenbedingungen angemessen reagieren zu können. Im November 2021 wurde dies mit der Veröffentlichung der Digitalstrategie 2.0 umgesetzt. Auch diese Fortschreibung ist in einem breit angelegten Beteiligungsprozess entstanden und erweitert die bisherigen Zielsetzungen auf insgesamt 78 Stück in unterschiedlichen Handlungsfeldern. Dass die Umsetzung der kurz-, mittel- und langfristigen Ziele bisher innerhalb des entwickelten Zeitplans verläuft, zeigt das federführende Digitalministerium in regelmäßigen Umsetzungsberichten auf. Alle Informationen zum aktuellen Umsetzungsstand, die auf einem ständigen Monitoring basieren, werden auf der Website zur Digitalstrategie veröffentlicht.
Die Strategie wird von einer vielversprechenden Vision gelenkt: als eine der größten Gestaltungsaufgaben der Gegenwart bietet die Digitalisierung große Chancen für eine umfassende Modernisierung des Landes. Sie eröffnet beispielsweise Möglichkeiten, die Mobilität flüssiger, schneller und bequemer zu gestalten und zeitgleich Klima und Umwelt zu schonen. Auch über die Schaffung zukunftsfähiger Arbeitsplätze und einer besseren medizinischen Versorgung, die zukünftig in Teilen auch online stattfinden kann, birgt die Digitalisierung erhebliche Vorteile für die Lebens- und Arbeitswirklichkeit.
Die Maßnahmen fokussieren zahlreiche Themenschwerpunkte, denn die Digitalisierung betrifft fast alle Bereiche des täglichen Lebens. Daher formuliert die Strategie Lösungsvorschläge für die unterschiedlichsten Gebiete - beispielsweise bezüglich Bildung, Wirtschaft und Start-Ups, Mobilität, Gesundheit, Forschung und Innovation oder digitale Gesellschaft.
Das kann die Energieforschung leisten
Mit Hilfe der Digitalisierung soll Nordrhein-Westfalen zu einem Vorreiter in einer Vielzahl von Lebens- und Wirtschaftsbereichen werden. Das bringt allerdings einige Herausforderungen mit sich. Beispielsweise soll der Mobilitätsbereich künftig mehr Freiheit und Teilhabe für jeden Einzelnen verwirklichen. Hierfür müssen die unterschiedlichen Verkehrsmittel nahtlos miteinander kombinierbar sein. Daneben gilt es, Transport- und Reisewege möglichst einfach zu gestalten und Angebote digital buchen und bezahlen zu können. Voraussetzung dafür sind detaillierte Geo-Daten und Informationen zum Verkehrsaufkommen, die in Echtzeit verfügbar und in allen Anwendungen barrierefrei nutzbar sind. Ein ebenso herausforderndes Beispiel sind die geplanten Anpassungen im Bereich der medizinischen Versorgung.
Um die gesteckten Ziele erreichen zu können, braucht es vor allem Eines: fundierte und praxiserprobte Expertise in der Anwendung digitaler Lösungen. Und genau darin kann die Energieforschung einen wertvollen Beitrag leisten. Vor allem die Energiesystemforschung beschäftigt sich bereits seit geraumer Zeit mit der intelligenten Vernetzung dezentraler Einheiten und der Echtzeit-Nutzung von großen Datenmengen. Die Energiewende und der damit verbundene Ausbau erneuerbarer Energieerzeugungsanlagen geht mit einer grundlegenden Veränderung unsers bisherigen Energiesystems einher. War das System in der Vergangenheit überwiegend zentral organisiert, müssen künftig viele tausende dezentrale Erneuerbare-Energien-Anlagen in Echtzeit gesteuert, synchronisiert und optimiert werden. Um die Stabilität des Gesamtsystems zu gewährleisten, braucht es eine intelligente Steuerung und die Möglichkeit, flexibel auf sich ändernde Bedingungen zu reagieren – beispielsweise wenn die Sonne plötzlich nicht mehr scheint oder eine überraschende Starkwindfront auftaucht. Intelligente Stromnetze – so genannte Smart Grids – ermöglichen die digitale Steuerung und Optimierung des Gesamtsystems. Die Energieforschung arbeitet kontinuierlich an der Optimierung dieser Infrastruktur, etwa um die Vernetzung verschiedener Technologien und Sektoren noch effizienter zu gestalten.
Die belastbaren und praxiserprobten Erfahrungen der Energieforschung aus der Steuerung dieses komplexen Gesamtsystems können bei der Umsetzung digitaler Lösungen in anderen Bereichen von außerordentlichem Nutzen sein. Ein derartiger Erfahrungsschatz und eine langjährig aufgebaute Expertise dürften ein großer Vorteil für die erfolgreiche Digitalisierung der übrigen Lebens- und Arbeitswelt sein.
Die Digitalisierung soll außerdem zum Treiber werden, um Nordrhein-Westfalen als international führenden Forschungsstandort im Bereich Energie und Klimaschutz zu etablieren. Strategisch betrachtet werden dabei digitale Informations- und Kommunikationstechnologien von herausragender Bedeutung sein. Ebenfalls die Entwicklung digitaler Produkte und Prozesse im Klima- und Energiebereich spielt hierfür eine zentrale Rolle: ein Aufgabenfeld, in dem die Energieforschung mit zahlreichen Projekten und Umsetzungsideen bereits sehr aktiv ist und auf wertvolle Ergebnisse blicken kann.